Machtkonflikte in Russland
Aus der Sowjetunion wurde 1992 Russland, dann die Russische Föderation.
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Beginn der Konflikte:
1985 trat Gorbatschow an die Spitze der Partei. Es gelang ihm
in kurzer Zeit, die alte
breschnewtreue Parteiführung weitgehend auszuwechseln. Unter den
Schlagwörtern "glasnost"
(Offenheit) und "perestroika" (Umgestaltung)
proklamierte er eine
Reformpolitik, die darauf abzielte, das politische und wirtschaftliche
System effektiver
zu gestalten und in gewissem Umfang zu demokratisieren. Allerdings
wurde Gorbatschow ein
Opfer der von ihm eingeleiteten Liberalisierung. Als die Sowjetunion
nach den intensiven
Verselbständigungsversuchen der meisten Sowjetrepubliken 1992 aufgelöst
wurde, wurde
auch sein Amt hinfällig.
Der frühere Staats- und Parteichef Gorbatschow spielte danach keine Rolle mehr im
politischen Leben Rußlands, er starb 2022. Er hatte sich zwar bei den letzten
Präsidentschaftswahlen
auch um dieses Amt beworben, konnte aber nur wenig Stimmen auf sich
vereinigen. Er wurde von Boris Jelzin abgelöst. Der
jetzige Präsident Rußlands ist Wladimir Putin.
Aus der früheren Sowjetunion ging die Gemeinschaft
Unabhängiger Staaten (GUS)
hervor, der zwölf der vormals fünfzehn Republiken angehören. Lediglich
die drei
baltischen Staaten (Estland, Lettland, Litauen) hatten kein Interesse an einer Teilnahme an diesem
lockeren Staatenbund.
Der weitaus größte GUS-Staat ist Russland, das auf seinem
Riesenterritorium eine
Vielzahl von Völkern und Nationalitäten beherbergt. Einige dieser
Nationalitäten
nutzten die Liberalisierung seit Gorbatschow, um mehr Autonomie oder
gar die
Unabhängigkeit von Rußland zu fordern. Zu diesen Völkern zählen
beispielsweise die
Tschetschenen, die mit ihrem Unabhängigkeitsstreben einen Krieg mit
Rußland
provozierten.
11.12.1994 Beginn des Krieges in Tschetschenien
Wladimir Putin war ab 1999 Präsident der Russischen Föderation,
unterbrochen in den Jahren 1999/2000 und von 2008 bis 2012
Ministerpräsident. Er wechselte die Ämter mit Dmitri Medwedjew, der als
sein Gefolgsmann gilt. Putin verfolgt seit einigen Jahren das Ziel,
Russland wieder zu der alten Größe der Sowjetunion zurückzuführen. Das
führte 2014 zur Annexion der Krim und 2022 zum Einmarsch in die Ukraine.
24. Februar 2022: Einmarsch in die Ukraine
Ursachen:
- aggressive sowjetische Außenpolitik
- angespanntes Ost-West-Verhältnis
- Unterdrückungen von Staaten auf dem Gebiet der ehemaligen
Sowjetunion
- Benachteiligung der Minoritäten im Land
- fehlende innenpolitische Stabilität
- Zerfall der UdSSR: alle Staaten bleiben vom Zerfall bedroht
- Nuklearwaffen und Overkill-Kapazität bzw. das
Verfügungsrecht darüber
- Rohstoffvorkommen, die die Interessen zahlreicher Mächte
auf diese Region lenken
- anhaltende Wirtschaftskrise nach dem Zusammenbruch des
Kommunismus
- Türkei und Iran möchten wegen der großen Ölvorkommen in
Zentalasien politisch und ökonomisch Fuß fassen.
- Drogenhandel und mafiaähnlich organisierte Kriminalität
- Angst, daß Rußlands Souveränität verlorengeht
- russisches Interesse am Iran
- iranisch-russische Partnerschaft ist den USA auch in
energiepolitischer Hinsicht ein Dorn im Auge
- Energietransport (Verlauf der Ölpipelines über
außerrussische Gebiete)
- aggressive Haltung unter den Politikern
- Streit um die russische Schwarzmeerflotte auf der
ukrainischen Halbinsel Krim zwischen Rußland und der Ukraine
- Politiker halten sich nicht an Abkommen
Konfliktparteien und ihre Ziele:
- Minderheiten: sie streben nach Unabhängigkeit von Rußland
- Altstalinisten: sie wollen die alte Sowjetunion
wiederherstellen
- russische Parteien mit unterschiedlichen Zielsetzungen von
links bis rechts
- Nachbarländer mit eigenen Interessen in den russischen
Randgebieten (z. B. Ukraine, Türkei, Weißrußland u.a.)
Folgen / Auswirkungen :
- Das ungleiche Kräfteverhältnis in den internationalen
Beziehungen führte in den vergangenen vier Jahren zu einer weiteren
Destabilisierung der Region.
- Aserbaidschan wurde bis Ende 1995 von der Hilfe der USA
ausgeschlossen.
- Die Regierung in Moskau wurde gespalten.
- Die Hauptstadt Tschetscheniens,
Grosny, versank in Schutt und Asche
- Der Versuch, mit den USA eine strategische Partnerschaft zu
erreichen, mißlang.
- Die Angst vor einer "Afghanisierung" der Region, sollte es
zu einem Krieg um politischen und ökonomischen Einfluß kommen
- Der Kampf bei Grosny kostete Tausenden von Zivilisten das
Leben.
- fehlende innenpolitische Stabilität
- Die GUS-Staaten bleiben vom Zerfall bedroht
- Migrationswellen: viele Menschen sind in andere Gebiete
geflüchtet
- hohe Preise für Fisch und alle anderen Lebensmittel
- das Leben der Bevölkerung heute ist so schlimm wie damals
im Krieg
- das Wasser wird verseucht, Zerstörung der Natur durch
Fabriken
- Alkoholmißbrauch der Bevölkerung, die ihren Kummer
"ersäuft"
Lösungsansätze:
- Friedenschluß in Tschetschenien.
- Rußland akzeptiert jetzt die "Partnerschaft für den
Frieden" mit der NATO.
- Manche Konfliktfelder wie beispielsweise in Moldawien oder
in Nagornyj Karabach konnten zwischenzeitlich eingedämmt werden durch
Friedensregelungsmechanismen innerhalb der GUS sowie durch Vermittlung
der internationalen Gemeinschaft (UNO).
- Stabilität im post- sowjetischen Raum wird allerdings erst
dann erreicht werden, wenn die neuen Staaten ihre neue Staatsform und
Identität klar definiert und den Weg der ökonomischen Prosperität
eingeschlagen haben.
- Die unkontrollierte Proliferation von Nuklearmaterialien
konnte mit Hilfe der internationalen Gemeinschaft entschärft werden.
- Im Verlauf der Jahre 1993 - 1994 gelang es mit Hilfe
russischer Friedenstruppen die Konflikte in Moldawien, Nagornyj
Karabach, Abchasien, Südossetien und Tadschikistan einzudämmen.
- Allerdings mißlang Moskau jegliche Friedensregelung auf
eigenem Territorium: in Tschetschenien Versuch der Integration in
europäische und internationale Strukturen der Konfliktregelung. Aber es
geht eben nicht beides: Rußland so gut wie möglich zu integrieren und
den mit äußerster Brutalität geführten Krieg in Tschetschenien zu
ignorieren.
- Beschluß der Militärdoktrin von 1993, in der der Schutz der
russischen Minderheiten im Ausland zum integralen Bestandteil
nationaler Sicherheitsinteressen erhoben wird - das heißt: die nächsten
Konflikte sind vorprogrammiert, weil in vielen nichtrussischen Gebieten
seit den Zeiten der Sowjetunion viele Russen leben.
- In einem von Jelzin im November 1994 erlassenen Dekret
behält sich Rußland außerdem das Recht vor, in Krisensituationen die
russischen Staatsbürger aus dem "Nahen Ausland" zu evakuieren.
Quellen:
Bertelsmann Universal Lexikon
GEO
Das Parlament Nr. 16-17 12./19.
April 1996
Das Parlament 5. April 1996
DP Nr. 15 vom 5.4.1996
Das Parlament Nr. 23 vom Juni
1995
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Stand: 2024-03-03
Aktueller Bearbeiter: Jürgen Gierich
Ursprungsautor: Kerstin Knausenberger
Frühere Bearbeiter: Nardane Burgaz, Paul Glass 1997-07-24, Jessica Lang2 2002
Grafik: "Unsere Erde" von Rudas
& Karig (Verlag Markt & Technik)
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