Kampf der Tuareg um Autonomie in Niger

 Die Tuareg kämpfen um Land und Autonomie im Norden des armen Landes.
Zusätzlich sorgt die Terrorgruppe Boko Haram für Konflikte.
Im Juli 2023 kam es zu einem Staatsstreich: General Tchiani entmachtete den Präsidenten und proklamierte sich selbst als Präsidenten.
Niger in Afrika

Beginn - Ursachen - Konfliktparteien - Verlauf - Folgen - Lösungsansätze - Quellen

Beginn:

Mai 1990


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Ursachen:

Die Dürrekatastrophen der Jahre 1973/74 und 1984/85 trafen die Tuareg besonders schwer. Sie wanderten deshalb nach Algerien, Libyen und nach Süden ab. Ende der achtziger Jahre kündigten die Regierungen von Niger und Mali großzügige Hilfsprogramme für die Tuareg an, die durch Gelder der UNO in Gang gesetzt würden. Aufgrund dieses lediglich angekündigten Hilfsprogrammes kehrten viele Tuareg wieder in ihre Heimatländer zurück. Das Programm kam allerdings nicht zustande. Aus Enttäuschung fand im Mai 1990 ein Überfall der Nomaden auf die Unterpräfektur in Tschin-Tabaradene statt.


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Konfliktparteien und ihre Ziele:

Tuareg:

Hoheitsrechte und Kampf um Autonomie in dem an Bodenschätzen reichen Norden Nigers, wo es vor allem große Uranvorkommen gibt.

Staatsregierung:

Verweigerung des autonomen Status und gleichzeitiger Versuch, die Tuareg seßhaft zu machen. Zugleich versuchte die Regierung die Kontrolle über die Uranvorkommen beizubehalten, um so die wirtschaftliche Lage erheblich zu verbessern. (Anmerkung: Niger ist der zweitgrößte Uranproduzent der Welt. )

Zuletzt aktualisiert: Militärregierung unter Tchiani: frankreich-feindlich; wird unterstützt von der prorossischen und antifranzösischen Oppositionsbewegung M62.

Boko Haram

Die Terrrorgruppe ist vor allem im Nordosten Nigerias aktiv.


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Verlauf:

Anfang 1990 Überfall der Nomaden auf die Unterpräfektur von Tschin-Tabaradene
Mai 1990 Massaker der Regierungstruppen an den Tuareg als Vergeltungsaktion für den Überfall der Nomaden auf die Unterpräfektur in Tschin-Tabaradene.
Anfang 1991 Die innerpolitischen Spannungen nehmen zu; es kommt zu gewaltsamen Demonstrationen oppositioneller Kräfte
März 1991 Militärs ziehen sich aus der Regierung zurück
August 1991 Die Nationalkonferenz erklärt die Armeeführung für abgesetzt
Oktober 1991 Eine Übergangsregierung wird gegründet. Sie nimmt die Verhandlungen mit den Tuareg-Rebellen wieder auf.
1992-04-11 Friedensvertrag
Mai 1992 Die Kämpfe zwischen Tuareg und Regierung flammen wieder auf.
Mai 1992 Erneute Verhandlungen der nigrischen Regierung mit den Tuareg.
Dezember 1992 In einer Volksabstimmung wird ein neues Grundgesetz angenommen.
Frühjahr 1993 Fortsetzung der Verhandlungen; es kommt zu einem Waffenstillstand.
1993-02-14 Erste freie Parlamentswahlen
1993-03-19 Unterzeichnung eines Waffenstillstandes
1993-03-26 Mahamane Ousmane wird zum neuen Präsidenten gewählt
1994-10-09 Waffenstillstandsabkommen
Dezember 1994 Erneuerung des Waffenstillstandes
April 1995 Friedensabkommen von Niamey
Januar 1996 Nigers Armeechef Moussa Moumouni Djermakoye und der Chef der Präsidentengarde, die der zwölf Mann starken Junta angehörten, brachten Mainassara als Präsidenten an die Macht.
7. Februar 1999 Die Ergebnisse der Kommunalwahlen führte zu erneuten Spannungen.
6. April 1999 Bekanntgabe des Nachwahlen-Ergebnisses, war ein kleiner Vorsprung der Opposition, welche den Rücktritt des Präsidenten forderte.
2019-01-04 Seit 29. März hatten die staatlichen Streitkräfte Einsätze zu Luft und Boden im Süden an der Grenze zu Nigeria. Boko Haram soll dort mehrere Anschläge geplant haben. Bei den Kämpfen wurden 287 Kämpfer der Terrorgruppe getötet.
2021-01-04 Dschihadisten haben in zwei Dörfern nahe der Grenze zu Mali mindestens 70 Menschen getötet und mehr als 20 weitere verletzt.
2021-03-21 Angriff auf mehrere Dörfer in der Region Tahoua (nahe der Grenze zum Nachbarland Mali): mindestens 40 Tote. Es gab Kämpfe zwischen den Angreifern und Soldaten.
2021-08-03
Mutmaßliche Dschihadisten haben Soldaten im Bezirk Torodi (Südwesten) in einen Hinterhalt gelockt und mit  selbstgebauten Sprengkörpern attakiert. Dabei sind 15 Soldaten getötet und sieben weitere verletzt worden.
2022-03-11 Angriffe von Boko Haram auf mindestens fünf Dörfer im Südosten des Niger (nahe der Stadt Diffa): etwa 20 Tote.
2023-07-26 Putsch: Militärs haben die Macht übernommen. Der Chef der Präsidentengarde, General Omar Tchiani, hat sich selbst zum Präsidenten ernannt. Der bisherige, demokratisch gewählte Präsident Mohamed Bazoum wurde festgesetzt.
2023-09-16 Frankreich hat angekündigt, seine Truppen bis Ende Jahres abzuziehen, ebenso den französischen Botschafter und weitere Diplomaten.
Zuletzt aktualisiert
2023-10-05
Der Abzug der französischen Truppen (etwa 1000 Soldaten in Niamey) wurde für diese Woche angekündigt.

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Folgen und Auswirkungen:

Der Konflikt wirkte sich regional und national aus.


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Lösungsansätze:

11. April 1992 Unterzeichnung eines Friedensvertrages
  • Rückführung von Flüchtlingen aus den Nachbarstaaten
  • lokale Selbstverwaltung für die Tuareg
  • Gefangenenaustausch
Mai 1992 Erneute Verhandlungen der nigrischen Regierung mit den Tuareg
Frühjahr 1993 Fortsetzung der Verhandlungen; es kommt zu einem Waffenstillstand
19. März 1993 Die FIAA (Front Islamique Arabe de l`Azawad) und die noch amtierende Übergangsregierung unterzeichnen einen Waffenstillstand
9. Oktober 1994 Waffenstillstandsabkommen zwischen der Regierung und den Tuareg wird in Ouagadougou (Burkina Faso) unterzeichnet.
24. April 1995 Friedensabkommen von Niamey
  • weitgehende Autonomie für die Tuareg
  • Sozialmaßnahmen und verstärkte Finanzhilfen für die mehrheitlich von Tuareg bewohnten nördlichen Regionen
  • Generalamnestie für alle Rebellen und Soldaten der Regierungstruppen

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Quellen:

Hofmeier/Schönborn: Politisches Lexikon Afrika. München 1988

Harenberg: Lexikon der Gegenwart Aktuell `92 und `97. Dortmund

Fischer: Weltalmanach `94,`95 und `96.

Westermann: Schulatlas. Braunschweig 1970

Landeszentrale für politische Bildung: Der Bürger im Staat - Afrika im Abseits. Heft 3 / 4 1996

Bundeszentrale für politische Bildung: Informationen zur politischen Bildung Nr. 252, 3. Quartal 1996

Katholische Mission KM: 6. Ausgabe 1996

https://www.deutschlandfunk.de/niger-was-putsch-fuer-westen-bedeutet-100.html (Abruf am 2023-10-16)

Haller Tagblatt (Südwest Presse): 2019-01-04, 2019-03-04, 2021-01-04, 2021-03-23, 2021-08-03, 2022-03-11, 2023-07-27, -07-28, -07-29, -09-26, -09-30, -10-06



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Stand: 23-12-22
Aktueller Bearbeiter: Jürgen Gierich
Urautorinnen: Ute Hägele, Regina Bauer
Frühere Bearbeiter: Volker Rabe, Jürgen Gierich, Silke Schmidt 1997-06-30,
Yvonne Rieger, Katrin Seubert (2005-04)
Grafik: "Unsere Erde" von Rudas & Karig (Verlag Markt & Technik)
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