Zeitraum - Ursachen - Konfliktparteien und Ziele - Verlauf und Folgen - Lösungsansätze - Quellen
1962 - 1991/93
Zeitraum - Ursachen - Konfliktparteien und Ziele - Verlauf und Folgen - Lösungsansätze - Quellen
Eritrea wurde 1952 in einer Föderation an Äthiopien gebunden. Das eritreische Volk war damit jedoch nicht einverstanden und begann für das Selbstbestimmungsrecht und einen unabhängigen souveränen Staat Eritrea zu kämpfen.
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1. Regierung:
Für das Mengistu-Regime ist der Sozialismus als Etikette gut genug, die Macht und Vorherrschaft des Militärs zu sichern. Eritrea soll in diesem Projekt als 14. Provinz Äthiopiens befriedet werden.Gegen Mengistus Vorhaben ist in den letzten Jahren immer mehr Widerstand von äthiopischen Oppositionsgruppen erwachsen.
2. Opposition:
Gegen die Herrschaft der Zentralregierung opponieren amharische Gruppen: die Ethiopian People's Democratic Movement (EPDM), eine Abspaltung der Ethiopien People's Revolutionary Party (EPRP), ist eine der wichtigsten am Sturz Haile Selassies beteiligten Kräfte.
Nach einem gemeinsamen Treffen der äthiopischen Oppositionsgruppen 1990 scheinen diese trotz politischer Differenzen das Recht des eritreischen Volkes auf Selbstbestimmung mehrheitlich anzuerkennen.
3. Ausländische Staaten und ihr Einfluß:
USA | Die USA wollte Eritrea zusammen mit ihrem damaligen
Bündnispartner Äthiopien verbündet sehen, um ihre machtpolitischen
Interessen am Horn von Afrika zu wahren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die USA, Großbritannien, Italien und Israel daran interessiert, die Regierung von Kaiser Haile Selassie zu stabilisieren, um prowestliche Vorherrschaft im Horn von Afiika zu sichern. Nach dem Sturz Haile Selassies setzten die USA ihre Militärhilfe bis 1976 fort. |
GUS | Der Hintergrund der neuen Doktrin ist das Bestreben,
mit dem Westen eine Praxis der vertieften Koexistenz aufzubauen, bei
welcher sich die Sowjetbürokratie ökonomische Vorteile erhofft, um
innenpolitische Bedürfnisse befriedigen zu können.
Ziel der sowjetischen Außenpolitik ist, die Stagnation und Ineffizienz der Wirtschaft so schnell wie möglich zu überwinden. Zuerst sollen die für die Sowjet-Wirtschaft untragbar gewordenen Rüstungsausgaben gesenkt werden. Nach der Kapitulation des italienischen Faschismus in Äthiopien sprachen sich die UdSSR, Irak und Pakistan für die Unabhängigkeit Eritreas aus, während die westlichen Industrienationen eine Föderation mit Äthiopien förderten. Die Unterstützung der UdSSR für ein unabhängiges Eritrea blieb verbal, selbst als Haile Selassie Eritrea 1962 annektierte. Die UdSSR versuchte ihren Einfluß in diesem Gebiet 1963 über die Militärhilfe an Somalia und den Sudan aufrechtzuerhalten. Außenpolitisch ist mit Gorbatschow und der Politik der Perestroika erneut Bewegung in den Kampf der Großmächte um Einflußsphären gekommen. |
ÄGYPTEN | Ägypten, als ehemals wichtigste Kraft in der arabischen
Welt, hatte mit der Unterstützung des palästinensischen
Befreiungskampfes für Selbstbestimmung und der arabisch nationalen
Bewegungen gegen den zionistischen Imperialismus eine wichtige Rolle
für das politische Klima in der Region gespielt.
Mit der Unterzeichnung des Camp-David-Abkommens schwächte es die nationalen arabischen Bewegungen, hinterließ ein politisches Vakuum und ist für die Instabilität in der Region mitverantwortlich. Diese Entwicklung hat auch die eritreische Revolution negativ beeinflusst, die Unterstützung aus der Region hat abgenommen. Die Mubarak-Regierung wandte sich lange Zeit gegen die eritreische Revolution, indem sie mit dem Derg (äthiopische Militär-Junta) Beziehungen unterhalten hat. Seit Mubarak Präsident der OAU ist, scheint sich eine außenpolitische Wandlung anzubahnen und Ägypten eine eritreafreundliche Haltung anzunehmen. |
4. Beteiligte Parteien:
ELF |
Eritrean Liberation Front Gründung: 1958 in Kairo |
ELPF |
Eritrean People´s Liberation Front Abspaltung der ELF seit 1970 |
TPLF |
Tigray People´s Liberation Front |
EPDM |
Ethiopian People´s Demokratic Movement Befreiungsbewegung der Wollo-Provinz |
EMLF |
Ethiopian Marxist-Leninist Force Zusammenschluß aus TPLF und EPDM |
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1952 | 1952 wurde Eritrea in einer Föderation an Äthiopien
gebunden.
Der Beschluß der Generalversammlung war widersprüchlich, als das Volk Eritreas als solches anerkannt und ihm politische Rechte zugesprochen wurden; man hat die Selbstbestimmungsrechte des eritreischen Volkes eingeschränkt, d.h. Eritrea bekam nicht den Status als souveräner Staat, sondern wurde an das äthiopische Kaiserreich gebunden. |
1962 | Als Haile Selassie Eritrea 1962 annektierte, bevor die Organization of African Unity (OAU) 1963 gegründet werden sollte, hat Äthiopien einseitig die UNO-Resolution gebrochen, Eritrea das Recht, ein sich selbstbestimmendes Volk zu sein, nicht verloren. |
1964 | Während der zweiten OAU-Konferenz, die 1964 in Kairo
stattfand, gelang es dem einflußreichen Staatsmann Haile Selassie, die
Eritrea-Problematik so darzustellen, dass es für die Anwesenden nicht
ersichtlich wurde, dass die Annexion Eritreas sowohl gegen die
UN-Resolution 390 wie auch gegen die Unabhängigkeitsbestrebungen des
eritreischen Volkes gerichtet war. Die OAU-Resolution, die an dieser
Konferenz verabschiedet wurde, garantiert die dauerhafte Aufteilung
Afrikas, indem die vom Kolonialismus geerbten Grenzen anerkannt und als
unantastbar bezeichnet werden. Das Selbstbestimmungsrecht Eritreas
wurde gestrichen: Eritrea existierte in den Augen der OAU einfach
nicht. In Eritrea hat die vollständige Dekolonisation noch nicht
stattfinden können.
Die Charta von 1964 wird als Instrument für die eigenen Interessen zur Machterhaltung benutzt und nicht als Grundlage verstanden, die Interessen der afrikanischen Völker besser wahrzunehmen. |
1969 | Die ELF wurde vom Stamm der Beni Amer, der auf beiden
Seiten der Grenze zum Sudan lebt, mit Waffen versorgt und begann einen
klassischen Guerillakrieg. Nach anfänglichen Erfolgen veranlaßte die
äthiopische Armee zu massiven Gegenoffensiven.
Die Befreiungsbewegung entführt einige Flugzeuge der Ethiopian Airlines, um die Regierung unter Druck zu setzen. |
1972 | Der Sudan schloß die Grenzen für Flüchtlinge und erschwerte Partisanen den Rückzug. Die wirtschaftlichen und militärischen Kosten wurden zu einer zusätzlichen Belastung fur die Monarchie. |
1974 | In Asmara (Hauptstadt Erithreas) kam es zu einem Aufruhr, der sich zum Staatsstreich ausweitete und schließlich in eine Revolution mündete. Dies führte allerdings für Eritrea zu keinen Veränderungen. Die eritreische Befreiungsbewegung erhielt Unterstützung von Kuba, der Sowietunion und später auch vom Sudan. In Addis Abeba kämpften sie weiter gegen die neue Regierung. |
Februar 1974 | Meuterei von Truppenteilen, ausgelöst von Dürreperioden |
1975 | Die Radikalen setzen sich durch und verkünden eine sozialistische Republik. Angriff auf die Hauptstadt Asmara => erneuter Kriegsausbruch => Ausnahmezustand wird verhängt. |
Mai 1976 | Staatspräsident Teferi Benti versucht den Konflikt friedlich zu lösen. |
2. Februar 1977 | Teferi Benti wird durch Mengistu Haile Mariam gestürzt. |
Mai 1977 | Äthiopien erhällt Unterstützung von der Sowjetunion und Kuba. |
Mai 1978 | Eine Großoffensive durchbrach die Belagerung um Asmara und bezwang die Rebellen erneut. |
November 1978 | Eritrea war fast ganz zurückerobert (Nord-Eritrea blieb in Rebellenhand). |
Winter 1987/1988 | Erfolge für die EPLF, Garnisonstadt Af Abet wurde im März eingenommen => Landeskontrolle durch die EPLF. |
1989 | TPLF kontrolliert ganz Tigray. |
Mai 1989 | Erfolgloser Angriff der eritreischen Soldaten auf den Diktator Mengistu. |
Juni 1989 | Mengistu erklährt sich zu Gesprächen bereit. |
Seit Sommer 1989 | Uneinigkeit der beiden Rebellenorganisationen über die gemeinsame Strategie. Die EPLF wollte die Unabhängigkeit Eritreas, die TPLF die Einheit Äthiopiens. Die TPLF wollte lediglich die Regierung stürzen. |
September 1989 | Inoffizieller Waffenstillstand, vermittelt durch den damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter. |
Oktober 1989 | Verhandlungen zwischen der Regierung und den Rebellen in Rom und später in Nairobi. |
1990 | Bürgerkrieg ging weiter, nachdem die Verhandlungen erfolglos geblieben waren. |
22. Mai 1991 | Flucht Mengistu´s nach Zimbabwe. Die Staatsführung übernimmt Tesfaye Gabre Kidan, ein eritreischer Provinzgouverneur. |
24. Mai 1991 | Kapitulation der äthiopischen Armee in Asmara. |
28. Mai 1991 | Einmarsch der Rebellenarmee in Addis Abeba. |
29. Mai 1991 | EPRDF übernimmt die provisorische Regierungsgewalt. |
April 1993 | Unabhängigkeitreferendum, überwacht von UNO und OAU. Die Bevölkerung stimmte mit fast 100% der Stimmen für die Unabhängigkeit von Äthiopien. Keine exakte Festlegung des Grenzverlaufs. |
24. Mai 1993 | Proklamation des Staates Eritrea. Internationale Anerkennung. |
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Mit der Wende zur Perestroika, den historischen Veränderungen in Osteuropa und der neuen sowjetischen Außenpolitik gegenüber dem Konflikt am Horn von Afrika scheint der Friede nahe. Erreicht ist er noch nicht, da in neuerer Zeit wiederum Grenzkonflikte entflammt sind.
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Handbuch Eritrea.
Geschichte und Gegenwart eines
Konflikts. Rio Verlag und Medienagentur AG.
Krisenherde der Welt, Westermann Lexikon,
S. 236-242
Haller Tagblatt 98-06-06, 99-03-02, -16
Stand: 19-11-20
Aktueller Bearbeiter: J. Gierich Frühere Bearbeiter: Katrin Seubert (05-04-29) Ursprungsautoren: Marlies Karius / C. H. & T. B. , Susanne Nuding, JG, Daniela Schien (2000) Grafik: "Unsere Erde" von Rudas & Karig (Verlag Markt & Technik) Datei: eritrea/eritrea3.htm |